9. Projektkonzert - Miserere - Tod und Ewigkeit
19.11.2006, Thomaskirche zu Leipzig
Hallenser Madrigalisten, Musikalische Leitung: Sebastian Reim
Kammerchor Josquin des Préz, Musikalische Leitung: Ludwig Böhme
Die Kombination von Werken dieser beiden Komponisten in einem Konzert hatte es mit Sicherheit noch nie gegeben: Motetten von Josquin des Préz (1450/55–1521) wurden der monumentalen »Messe in a« von Kurt Thomas (1904–1973) gegenübergestellt.
Trotz der rund 450 Jahre, welche die beiden Musiker trennen, ist eine Gemeinsamkeit schnell zu finden: Sowohl Josquin als auch Thomas machten sich in Aufsehen erregender Weise für eine zeitgemäße Chormusik stark. Die Motetten Josquin des Préz' wurden in ganz Europa aufgeführt und waren stilprägend für mehrere Komponistengenerationen der Renaissance. Die doppelchörige Messe von Kurt Thomas, sein Opus 1, wurde 1925 als ein Signal für eine neue Chormusik inmitten der Stilvielfalt des beginnenden 20. Jahrhunderts begriffen. Der spätere Thomaskantor vereinte in der Messkomposition kirchentonales Material mit neuen Kompositionstechniken sowie impressionistischer Klanglichkeit zu einem zukunftsweisenden Stil.
Josquin – Das Projekt präsentierte in seinem 9. Konzert nicht nur die ungewöhnlich reizvolle Konfrontation von Werken zweier großartiger Komponisten, sondern leistete mit der Interpretation der in Vergessenheit geratenen Messe von Kurt Thomas am Ort ihrer Uraufführung auch einen wichtigen Beitrag zur Leipziger Musikgeschichte.