7. Projektkonzert - Sehnsucht und Liebesglut – Französische und italienische Chansons zwischen Mittelalter und Renaissance

12.03.2006, Altes Rathaus zu Leipzig

Ensemble Ala Aurea
Maria Jonas – Gesang, Drehleier
Susanne Ansorg – Fidel, Rebec
Elisabeth Seitz – Psalterium, Hackbrett
Johanna Seitz – Harfe
Stephan Rath – Laute, Vihuela

Werke von Guillaume de Machaut, Johannes Ciconia, Guillaume Dufay und Josquin des Préz

7. Projektkonzert - Sehnsucht und Liebesglut – Französische und italienische Chansons zwischen Mittelalter und Renaissance

Jossequin Lebloitte dit Desprez, geboren in der Picardie, gestorben im heutigen Belgien, schon in seiner Jugend Sänger am Dom von Mailand und am Hof der Sforza-Herzöge, in den Diensten zweier Päpste und Kapellmeister der Este in Ferrara, überquerte in seinem wechselvollen Leben oft die Alpen. Er war einer der berühmtesten der sogenannten »Oltramontani« – der von der anderen Seite des Gebirges Gekommenen. Sie brachten die hohe Kunst des Kontrapunktes von den französischen und flämischen Kathedralen und Höfen nach Italien, wo sie auf den fruchtbaren Boden einer virtuosen, expressiven Musizierkultur fiel: mit Madrigalen, Ballaten, Caccien, der Sprache des Volkes entwachsen, blühte in den norditalienischen Städten eine reiche Tradition der Dichtung und Musik.

Der blinde Organist Francesco Landini in Florenz, Jacopo da Bologna bei den Visconti in Mailand, Giovanni Boccaccio und Francesco Petrarca – sie alle entfalteten ihre Kunst in einer Zeit des Aufbruchs und Wandels: Die Kultur der Renaissance nahm von Italien ihren Ausgang und strahlte bald auch zurück über die Alpen.

Das Programm des 7. Projektkonzertes reiste auf den Spuren der Oltramontani: von den französischen Trouvères und dem ersten Dichterkomponisten Guillaume de Machaut bis hin zur sogenannten »Ars subtilior«, dem höchstsubtil-dekadenten Kompositionsstil am Hof der Päpste in Avignon, über Johannes Ciconia aus Lüttich, den ersten der Komponisten aus dem Norden, die nach Italien gingen, und Guillaume Dufay, der in Italien einige seiner wunderbarsten Stücke schrieb, bis zu Josquin des Préz, mit dessen Kunst der Humanismus endgültig in die Musik Einzug hielt. Es war gleichzeitig eine Reise in die Geschichte der Chanson: von einstimmigen Liedern der französischen Minnesänger über zweistimmige Balladen Machauts und die dreistimmigen Rondeaux Dufays entfaltet sich die Kunst der Polyphonie bis zur hochkomplexen Sechsstimmigkeit in den Meisterwerken Josquins.

Zum Kammerchor Josquin des Prez