XXX. Projektkonzert - Oster-Oratorium

27. März 2016, 20.00 Uhr, Thomaskirche zu Leipzig

Anja Pöche – Sopran
Susanne Langner – Alt
Patrick Grahl – Tenor
Tobias Berndt – Bass
St Salvator’s Chapel Choir (Leitung: Tom Wilkinson)
Kammerchor Josquin des Préz
Leipziger Barockorchester
Ludwig Böhme, Leitung

Johann Sebastian Bach: Oster-Oratorium BWV 249
Josquin des Préz: Chansons
Jean-Philippe Rameau: Suite aus „Castor et Pollux“

XXX. Projektkonzert - Oster-Oratorium

Chansons waren im 15. und frühen 16. Jahrhundert die „Hits" in der europäischen Musik. Besonders in Frankreich war diese Gattung als Form des mehrstimmigen, weltlichen Gesangs verbreitet. Die vertonten Texte stammten von bedeutenden Dichtern der jeweiligen Epoche; inhaltlich kreisen sie häufig um die Themen Liebe und Lebenslust, aber auch politische Anliegen wurden zuweilen darin ausgedrückt.

Josquin des Préz wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts in eine regelrechte „Chanson-Kultur" hineingeboren. Rund 60 Chansons zu drei bis sechs Stimmen können ihm heute zweifelsfrei zugeordnet werden. Viele dieser Gesänge weisen einen sehr lebhaften Klangcharakter auf und fußen auf Tanzmodellen des ausgehenden Mittelalters. Diese tänzerische Struktur sollte sich die französische Musik auch in den folgenden Jahrhunderten bewahren.

Während der glanzvollen Epoche des Sonnenkönigs etablierte sich am Pariser Hof eine Orchesterkultur, die durch ihren farbigen Instrumentalsatz und eine starke Betonung des rhythmischen Elements einen überaus tänzerischen Charakter aufweist. Auch die Werke von Jean-Philippe Rameau stehen noch in dieser Tradition, wie die Tanzfolge aus seiner 1737 uraufgeführten Oper „Castor et Pollux" unter Beweis stellt.

Aber auch außerhalb Frankreichs wurde dieser Stil vielfach nachgeahmt, galt doch der absolutistische Königshof als Inbegriff höfischer Eleganz. Auch im Werk Johann Sebastian Bachs finden sich viele Elemente dieser tänzerisch inspirierten Hofmusik, selbst in vielen geistlichen Vokalwerken Bachs spielt das rhythmisch-bewegte Element eine große Rolle. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das 1725 erstmals in Leipzig aufgeführte „Oster-Oratorium": Für die ersten drei Sätze arbeitete Bach ein beschwingtes Instrumentalkonzert aus Köthener Tagen um, und auch manche Arie könnte als höfischer Tanz definiert werden. – Und mit großer Sicherheit mag Bach auch mit Josquins gedruckten Chansons vertraut gewesen sein ...

Unser Gast für das Oster-Oratorium kam aus Schottland: Die University of St Andrews ist die älteste Universität Schottlands und liegt an deren Ostküste; der St Salvator's Chapel Choir ist ein Vorzeigeensemble der Universität. Der gemischte Chor besteht aus 30 Studierenden und blickt auf eine lange Tradition zurück; sein Repertoire umfasst Werke aus sechs Jahrhunderten. Zu den Aufgaben des Ensembles zählt die musikalische Gestaltung von drei Gottesdiensten pro Woche. Zusätzlich unternimmt der Chor mit seinem Dirigenten Tom Wilkinson internationale Tourneen und tritt in Radio und Fernsehen auf.

Zum Kammerchor Josquin des Prez