18. Projektkonzert – Osteroratorium
04.04.2010, Thomaskirche zu Leipzig
Anja Lipfert - Sopran
Susanne Langner - Alt
Tobias Hunger - Tenor
Johannes G. Schmidt - Bass
Kammerchor Josquin des Préz
Leipziger Barockorchester
Leitung: Ludwig Böhme
Bereits als Knabensänger in seiner Geburtsstadt Eisenach lernte Johann Sebastian Bach Kompositionen von Josquin des Préz kennen, die dort Ende des 17. Jahrhunderts noch zum gängigen kirchenmusikalischen Repertoire gehörten. Das große Interesse an der Renaissance-Musik – und besonders an den Werken Josquins – blieb bei ihm trotz konfessioneller Unterschiede lebenslang erhalten. Unter den Josquin-Kompositionen, die Bach vermutlich kannte, befand sich auch die „Missa pange lingua". In dieser letzten Messkomposition Josquins wendet der Altmeister die sogenannte „Imitationstechnik" an: Ein Motiv wird in allen vier Stimmen gleichberechtigt zitiert und kontrapunktisch bearbeitet. Das thematische Material schöpft der Komponist aus dem gregorianischen Hymnus „Pange lingua", dessen Gesang für die Liturgien des Gründonnerstags sowie des Fronleichnam-Festes vorgesehen ist.
Der Kammerchor Josquin des Préz verband die Darbietung dieser Messe mit der Aufführung des „Osteroratoriums" von Johann Sebastian Bach. Das Werk unterscheidet sich von allen anderen Bachschen Kantaten dahingehend, dass ihm in allen Teilen eine gesungene Handlung mit agierenden Personen zugrunde liegt und das Ostergeschehen somit in unverschlüsselter, plastischer Form präsentiert wird. Mit dieser nicht alltäglichen Programmkonzeption konnte das heutige Publikum sehr deutlich die „ferne Nähe" zweier der bedeutendsten abendländischen Komponisten erspüren.