17. Projektkonzert – Marienvesper

28.11.2009, Thomaskirche zu Leipzig

Anja Lipfert, Stefanie Fels – Sopran
David Erler – Altus
Kristian Sörensen, Sebastian Reim – Tenor
Karsten Müller – Bass
Ensemble Thios Omilos (Schola)
Kammerchor Josquin des Préz
Leipziger Barockorchester
Leitung: Ludwig Böhme

Claudio Monteverdi: Vespro della Beata Vergine (Marienvesper) für Soli, Chor und Orchester
Josquin des Préz: Motetten

17. Projektkonzert – Marienvesper

Spektakulär wurde es in der Thomaskirche Advent: mit Monteverdis Marienvesper – prächtig, kunstvoll und selten aufgeführt!

Am Samstag vor dem 1. Advent 2009 schlossen sich der Kammerchor Josquin des Préz, das Ensemble Thios Omilos, Solisten und das Leipziger Barockorchester zu einer Aufführung dieses großartigen Werkes zusammen. Die Sänger und Instrumentalisten musizierten dabei in der Thomaskirche von drei unterschiedlichen Orten (Altarraum, Chorempore und Nordempore) und erzielten damit einen großartigen Klangeffekt.

Im Jahre 1610 veröffentlichte der Mantuaner Hofkapellmeister Claudio Monteverdi eine Vespermusik für Marienfeiertage. Das Werk – heute meist mit dem Kürzel „Marienvesper" bezeichnet – ist mit zahlreichen Vokal- und Instrumentalstimmen besetzt und weist stilistisch eine äußerst diffenzierte Gestaltung auf. Monteverdi widmete die Vespermusik dem damals amtierenden Papst Paul V. aus der noblen Familie der Borghese, wohl in der Hoffnung auf eine Anstellung an einer der großen römischen Kirchen. Persönlich reiste er nach Rom, um sein Werk zu überreichen, jedoch wurde ihm dort nicht einmal eine Audienz beim Papst gewährt – Monteverdi kehrte unverrichteter Dinge nach Mantua zurück.

Erst drei Jahre später ergab sich für ihn mit der Übernahme des Kapellmeisteramtes am venezianischen Markusdom der erhoffte Ortswechsel. 
Der für Monteverdi enttäuschenden Romreise verdankt die Musikwelt allerdings mit der „Marienvesper" eine herausragende kirchenmusikalische Komposition, die bis in unsere Zeit immer wieder zu neuen Interpretationen herausfordert.
Als Venezianischer Kapellmeister kannte Monteverdi selbstverständlich auch die Werke Josquin des Préz, die fast ausnahmslos in den Musikverlagen der Lagunenstadt erschienen waren. Es war daher ein reizvolles Unterfangen, eine Vespermusik durch zwei große Marienmotetten von Josquin zu ergänzen.

Und das Besondere an diesem Konzert: Marias hatten freien Eintritt!

"Monteverdi und Josquin auf Festivalniveau" titelte die Leipziger Volkszeitung nach dem Konzert. "Großartig. Anders kann man das Konzert des Kammerchores Josquin de Préz nicht umschreiben", schwärmte der Rezensent. "Dabei war der ein oder andere Zuhörer am Anfang vielleicht etwas skeptisch. Die Marienvesper, das große Werk des großen Claudio Monteverdi, im Rahmen eines Projekts, in dessen Zentrum eigentlich das Gesamtwerk des Josquin steht? Aber das Programm geht voll auf. Auch heute noch ist es atemberaubend, was der Hofkapellmeister Bahnbrechendes geschaffen hat. Und bahnbrechend wird es musiziert. (...)  Das hat Festivalniveau und könnte über weite Strecken ungeschnitten auf CD gebannt werden. Dirigent Ludwig Böhme und sein Chor leisten sich trotz sportlicher Tempi so gut wie keine Unsicherheit, mit Lust entheddern sie die Rhythmen, machen sie knackig und transparent. (...) Bravo-Rufe. Stehende Ovationen".

Zum Kammerchor Josquin des Prez