11. Projektkonzert - Josquins Musik für den Papst

15.09.2007, Thomaskirche zu Leipzig

Orlando di Lasso Ensemble

Josquin des Préz, Motetten: Planxit autem David, Huc me sydereo, Inviolata, integra et casta, Salve Regina
Guillaume Dufay, Motetten: Balsamus et munda, Supremus est mortalibus, Ecclesie militantis
Jaques Arcadelt, Motetten: Gloriosae virginis Mariae, Corona aurea
Constanzo Festa, Magnificat quinti toni


Eines der weltweit besten und renommiertesten Ensembles für Renaissance-Musik gastierte zum ersten Mal in Leipzig. Zu erleben war atemberaubende a-cappella-Musik von Josquin, Dufay und Carpentras.

In der Blüte seiner Schaffenskraft war Josquin des Préz Mitglied eines der renommiertesten Musikensembles seiner Zeit: der Päpstlichen Kapelle in Rom. Dieser herausragende, rund zwei Dutzend Sänger umfassende Chor sorgte für die feierliche musikalische Umrahmung sämtlicher päpstlicher Zeremonien in der erst kurz zuvor errichteten Sixtinischen Kapelle sowie anderen Kirchen der Stadt. Von 1489 bis etwa 1495 wirkte Josquin hier als Sänger und Komponist. Etliche Werke wie etwa die Motetten „Domine, non secundum peccata" und „Nardi Maria pistici" sind direkt für den Gebrauch in der Päpstlichen Kapelle entstanden. Und noch während des gesamten 16. Jahrhunderts gehörten Josquins Messen und Motetten zum festen Repertoire der Sängerkapelle.

Für das Konzert in der Thomaskirche konnte das vielfach preisgekrönte Orlando di Lasso Ensemble gewonnen werden: Ein Spezialensemble für Renaissancemusik, das international bekannt und gefragt ist und zum ersten Mal in Leipzig auftrat. Neben Werken Josquins, die nachweislich in Rom aufgeführt wurden, erklangen auch Kompositionen weiterer prominenter Kapellmitglieder, darunter Guillaume Du Fay und Carpentras.

"In der gut besuchten Thomaskirche herrscht konzentrierte Stille, als die weit geschwungenen Melismen durch den Raum schweben", schreibt die Leipziger Volkszeitung am 17. September 2007. "Das Orlando di Lasso Ensemble singt klar und homogen, die einzelnen Stimmen fügen sich im polyphonen Gewebe fein ineinander, ohne ihre Individualität Preis zu geben. ... Das Piano des Vokalensembles ist vorzüglich, die Diktion der kleinteiligen Motive und weit gespannten, verzierten Melodieketten beredt. Eine reine Intonation garantiert Wohlklang." Die Rezensentin schließt mit den Worten: "Die komplexe Musik des 15. und 16. Jahrhunderts, die über die vertikale musikalische Linie aufgebaut ist, stellt eine Herausforderung für die heutigen Hörgewohnheiten dar. Das Orlando di Lasso Ensemble hat diese Herausforderung eineinhalb Stunden lang zu einem stillen Genuss werden lassen".

Als zusätzliches und besonderes Angebot fand eine Stunde vor Konzertbeginn ein Vortrag zur Einführung statt: Unter dem verheißungsvollen Titel „Prügeleien auf der Empore" durfte ein Blick hinter die Kulissen der berühmten Päpstlichen Kapelle geworfen werden.

Zum Kammerchor Josquin des Prez